Ergebnisdokumentation Arbeitsgruppe B: Lernförderliches Feedback und Anleitung zu Beginn des Arbeits- und Schreibprozesses (z.B. auf Proposals)

Bei Seminararbeiten und Bachelorarbeiten hat es sich bewährt, gerade zu Beginn des Schreibprozesses gezieltes Feedback zu geben, d.h. von der Entwicklung der Fragestellung bis hin zum fertigen Exposé. So können Mitstudierende auf den ersten Themenvorschlag ihrer KollegInnen ein offenes Peer-Feedback in Moodle geben (Fokus: „Wie verstehe ich deine Fragestellung“). Damit sollen die Studierenden zur Reflexion bezüglich ihrer impliziten Annahmen angeregt werden. Auch Kleingruppen für die Themenfindung und Literaturrecherche haben sich bewährt.

Auf das verschriftlichte Rohkonzept kann entlang von Kriterien sowohl von Studierenden als auch der Lehrperson Feedback gegeben werden. Auch Posterpräsentationen können zur Schärfung der Fragestellung und des Rohkonzepts beitragen. Das fertige Konzept (Exposé mit max. 5 Seiten) sollte nicht zu spät im Semester vorliegen, damit noch ausreichend Zeit für den Schreibprozess bleibt. Dieses Konzept kann von der Lehrperson entlang eines Bewertungsschemas als eigene Teilleistung beurteilt werden, was – so zeigt die Erfahrung – zur Qualitätsverbesserung beiträgt.

Bei vielen TeilnehmerInnen im Seminar kann auch Gruppen-Feedback (mit bis zu 8 Studierenden) erfolgen und die Lehrperson auf typische Fehler oder besonders gelungene Aspekte einer Arbeit eingehen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass beim „Lernen aus Fehlern“ im Sinn eines guten Lernklimas anonymisierte Arbeiten aus früheren Semestern herangezogen werden sollten.

Peer-Feedback als akademische Praxis braucht Anleitung, idealerweise praktizieren Bachelorstudierende dies von Beginn an, um Sprachkompetenz in Bezug auf „higher order concerns“ einer schriftlichen Arbeit (wie Schlüssigkeit der Argumentation, Kohärenz, Originalität) zu entwickeln. Aus Sicht der TeilnehmerInnen sollte angeleitetes Peer-Feedback nicht mehr als zwei Lehrveranstaltungseinheiten in Anspruch nehmen (damit die inhaltlichen Aspekte nicht zu kurz kommen), Peer-Feedback kann auch als Teilleistung bewertet werden. Für die TeilnehmerInnen stellt sich die Frage, wie substanzhaft Peer-Feedback (früh im Studium) ausfällt und was der Nutzen für die Feedback-NehmerInnen ist. Dieser Überlegung steht gegenüber, dass das Geben und Nehmen von differenziertem Feedback schrittweise eingeübt werden muss, damit Studierende bis hin zum Studienabschluss analytische Sprachkompetenz aufbauen. Die Qualität von Peer-Feedback hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie explizit Lehrende aufzeigen, was ihnen selbst an einem Text wichtig ist, damit sich ihre Studierenden daran beim Feedback-Geben orientieren können.